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"Beten in Zungen"? Dämonische Äußerungen, oder göttliche Gabe?

Von Beginn der Pfingstbewegung an trat das Phänomen des „Zungen-Gebets“ auf. Dies hat zu viel Unmut und Anfeindungen geführt. So schreibt die Los Angeles Times am 18.April 1906 über die Phänomene an der Azusa-Strasse: „Seltsame Laute ausstoßend mit einem Gestammel, das, so könnte man meinen, kein vernünftig denkender Sterblicher versteht – so stellt sich die neueste religiöse Sekte in Los Angeles dar … Sie behaupten, die „Gabe der Zungen“ zu besitzen und das Durcheinander verstehen zu können“(Bartleman. Feuer Fällt in Los Angeles. S.:217). Man spürt diesen Zeilen die ablehnende Haltung förmlich an, die aus dieser Beurteilung der frisch aufbrechenden Bewegung sichtbar wird. Mittlerweile ist die Pfingst- und charismatische Bewegung weltweit stark angewachsen. Am Anfang des 21. Jahrhunderts gehören zwischen 220 und 250 Millionen Menschen zu den Pfingst­kirchen, die damit die zweit­größte Konfession weltweit dar­stellen.“ (www.bfp.de/pfingstbewegung-weltweit.html).

Paulus schreibt der Gemeinde in Korinth: „Ich danke Gott, ich rede mehr in Sprachen als ihr alle“ (1.Kor 14,18). Die Gläubigen aus der Pfingst- und Charismatischen Bewegung sind überzeugt, dass die in Kreisen praktizierten Sprachengebete, genau das sind, wovon Paulus hier berichtet. Sie sind überzeugt, dass es sich hierbei um eine Gabe des Heiligen Geistes handelt. 

In diesem Beitrag will ich keine biblisch-theologische Abhandlung über diese Gabe schreiben, sondern mein persönliches Zeugnis weitergeben. Ich will berichten, wie ich diese Gabe empfangen habe und welche Bedeutung sie für mein Gebetsleben hat. Wenn ich dies tue, dann nicht mit der Absicht diese Gaben vor den anderen hervor zu heben. Auch will ich damit nicht zum Ausdruck bringen, dass wer diese Gabe empfangen hat, ein „besserer“ Christ wäre. Es geht mir schlicht und einfach darum, durch das persönliche Zeugnis meinen individuellen Weg der Erfahrung mit dieser Gabe weiter zu geben. Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich dann auch einen biblisch-theologisch Beitrag bezüglich dieser Thematik schreiben.


Durch das Zeugnis eines Gläubigen aus der Pfingstgemeinde, hat Gott mich erreicht und errettet (vgl. Gott erlebt). Ich hatte das Vorrecht meine ersten Schritte im Glauben in einer geistlich erweckten und vom Heiligen Geist erfüllten Gemeinde zu tun. Jeden Sonntag erlebte ich mit, wie Menschen zum Glauben an Jesus Christus fanden. Hier war es üblich, dass in der Anbetungszeit die Gemeinde Gott auch in „Zungen“ anbetete. Obwohl ich nicht christlich und schon gar nicht pfingstlich-charismatisch sozialisiert war, störte mich dies keineswegs. Im Gegenteil, gerade in dieser Form der Anbetung spürte ich die Gegenwart des Heiligen Geistes. Es war zwar ein spontanes Singen und Beten in mir unbekannten Sprachen, dennoch war es nicht chaotisch, sondern fügte sich in ein harmonisches Ganzes. Es war schön in dieser Gebetsatmosphäre zu sein. Mir wurde dann erklärt, dass es sich bei diesen Gebetszeiten um ein Anbeten in „Zungen“ handelt und dies eine Gabe des Heiligen Geistes sei. Ebenfalls wurde mir gesagt, dass dies jeder Gläubige empfangen könne, da es eine Gebetsgabe sei und zur persönlichen Stärkung im Glauben diene. Ich wollte diese Gabe auch haben.

„Wie kann auch ich diese Gabe empfangen?“, war daher meine Frage. „Bitte Gott im Glauben darum, Er ist derjenige, der die Gaben gibt“,  wurde mir gesagt. Ich bat Gott darum, dass der Heilige Geist mir diese Gabe geben möge. So stand ich sonntags in der Anbetungszeit voller Verlangen nach dieser Gabe vor Gott, öffnete mich in der Atmosphäre des Gebets der Gegenwart Gottes und war bereit zu empfangen. Ich spürte zwar immer eine starke Gegenwart Gottes, aber empfing diese Gabe nicht. Zu dieser Zeit las ich das Buch von Jackie Pullinger „Licht im Vorhof der Hölle“. Hier berichtet Jackie Pullinger von ihren Erfahrungen als Missionarin in Honkong unter Drogensüchtigen, Prostituierten usw. Ich war begeistert von dem, was diese Frau mit Gott erlebte. Darin schilderte sie auch, wie sie diese Gebetsgabe empfangen hatte und mit der Kraft des Heiligen Geistes erfüllt wurde. Ich lag in meinem Bett, als ich dies las und voller innerer Sehnsucht betete ich zu Gott: „HERR bitte gib mir auch diese Gabe, erfülle mich noch viel mehr mit der Kraft deines Heiligen Geistes …“. Während ich so betete, spürte ich, wie Gottes Kraft mich durchströmte. Ich fing an Worte auszusprechen, die nicht meine Sprache waren. Doch in dem Moment, als dies geschah, kam gleichzeitig der Gedanke: „Das machst du doch selbst …“ Schlagartig hörte ich auf in dieser Sprache zu beten. Ich sagte zum HERRN: „Ich will wirklich die Gabe von dir, ich will nichts, was ich selbst produziere!“ Die Sehnsucht nach den Dimensionen Gottes und seiner Gegenwart in meinem Leben wuchs ständig. Ich hatte aber nicht die Freiheit in dieser Sprache, die ich nicht kannte, zu beten. Wiederum sagte ich zum HERRN: „HERR ich will das echte und nichts, was ich selbst produziere!“ Ich rang im Gebet darum und wollte mehr von Gott, war aber irgendwie blockiert.


Gott sah mein Ringen und antwortete mir kurze Zeit darauf in der Nacht durch einen Traum. In diesem Traum sah ich eine Hand, die einen Revolver hielt. Dieser Revolver war auf meine Brust gerichtet. Es war eine bedrohliche Situation, ich spürte die Gefahr. Dann sah ich, wie der Abzug gedrückt wurde. Die Kugel schoss aus dem Revolver heraus und drang in mein Herz. In dem Moment als dies geschah, fing ich im Traum an, in Zungen zu beten. Während ich so in Zungen betete fiel die Kugel aus meinem Herzen heraus und die offene Wunde verschloss sich. In diesem Moment wachte ich auf und betete immer noch in Zungen. Da wusste ich, Gott hat mir auf mein Fragen und Ringen geantwortet. Ich wusste, dieser Traum war von Gott und die Antwort auf meine Gebete. Nun war ich ohne Zweifel gewiss, dass ich diese Gebetssprache empfangen hatte.


Für mich ist diese Gabe ein großer Segen. Paulus schreibt: „Ich will beten mit dem Geist, aber ich will auch beten mit dem Verstand; ich will lobsingen mit dem Geist, aber ich will auch lobsingen mit dem Verstand.“ (1.Kor 14,15). Hier weist er daraufhin, dass es ein Beten und Lobsingen mit dem Geist, als auch mit dem Verstand gibt. Dieses "Beten im Geist" ist sicherlich in Bezug auf das "Beten und Singen in neuen Sprachen" geschrieben, wie der Kontext dieser Stelle deutlich macht. Gerade dieses Zusammenspiel von im Verstand und im Geist zu beten und loben, ist für mein persönliches Gebetsleben von großer Bedeutung. Oft bete ich Gott an, bin in der Danksagung oder Fürbitte mit meinem Verstand und geh fließend über in Anbetung, Danksagung oder Fürbitte in Zungen. Hierdurch erlebe ich innere Stärkung. Paulus beschreibt dies so: „Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst“ (1.Kor 14,4). Dabei erfahre ich, wie das Beten im Geist meinen Verstand „inspiriert“. So kann es sein, dass ich mich z.B. in der Fürbitte für jemanden befinde und mir die Worte fehlen. In solch einem Fall beginne ich im Geist zu beten. Während ich in Zungen bete, steigen in mir Gedanken auf, die mich dann wieder zur Fürbitte im Verstand leiten. So ist dies oft ein Wechselspiel und geht fließend von einem ins andere über. 

 

Persönlich bin ich überzeugt, dass Gott jedem Christen diese Gebetsgabe schenken will.  Der Grund liegt für mich darin, dass es sich hierbei zunächst um eine Gebetsgabe handelt und auch zur persönlichen inneren Stärkung dient (1.Kor 14,4). Auch schreibt Paulus: „Ich möchte aber, daß ihr alle in Sprachen redet“ (1.Kor 14,5). Diese Gabe ist, wie alle anderen Gaben zum Nutzen gegeben (1.Kor 12,7). Das „Beten in Zungen“ ist ein Geschenk Gottes zur persönlichen Stärkung im Gebet, damit wir gestärkt andern dienen können.


Die Frage ist nun, wie empfängt man diese Gabe? Zunächst ist es notwendig um diese Gabe zu wissen und zu verstehen, warum Gott sie gibt. Dabei dürfen wir gewiss sein, dass sie, wie alle anderen Gaben des Heiligen Geistes auch heute noch wirksam ist (vgl. Gibt es die Gaben des Heiligen Geistes heute noch?). Erst wenn ich dies erkenne, kann ich im Glauben Gott um diese Gabe bitten. Dabei wird die Art und Weise, wie du sie empfängst, von derjenigen unterschieden sein, wie es bei mir war. Da du eine eigenständige Persönlichkeit bist, wird Gott individuell auf deinen Glauben und dein Gebet antworten und mit dir seinen Weg gehen. 

Dieser Bericht ist bewusst in Zeugnisform gehalten. Er stellt keine theologische Abhandlung dar, sondern soll ermutigen im Glauben Gott um diese Gebetsgabe zu bitten und zeigen, welch segensreiche Auswirkung auch diese Gabe in unserem Leben hat. „Ich danke Gott, ich rede mehr in Sprachen als ihr alle“ (1.Kor 14,18). Mögen wir den Reichtum dieser Gabe erkennen und den Segen, den sie bedeutet erfahren. Ich wünsche dir Gottes reichen Segen.


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