Wenn Gegenwind dich nicht stoppen kann...

Im Dienst durchleben wir manchmal schwierige Zeiten. Dies kann frustrierend sein. Da gibt es Träume, die sich nicht erfüllten – Menschen, die einen enttäuschen – unberechtigte Kritik – finanzielle Engpässe - Anfeindungen ... Die Liste könnte man noch um einiges erweitern. Jeder, der schon länger im Dienst ist, weiß um solche, oder ähnliche Situationen. Der Weg der Nachfolge kennt viele Herausforderungen und Kämpfe. Kampf hat immer mit Widerstand zu tun, da wird´s schwierig – mühsam – eng und man läuft Gefahr aufzugeben. Dies ist wie geistlicher Gegenwind, der uns ins Gesicht bläst. Kampf bedeutet aber, dass hinter ihm ein verborgener Segen liegt. Stell dir vor, was durch dein und mein Leben geschehen könnte, wenn der geistliche Gegenwind uns nicht bremsen könnte. Gerade wenn wir auf dem richtigen Kurs sind, können die Kämpfe enorm heftig werden. Der Feind selbst versucht uns daran zu hindern, mit Gott voran zu gehen und unser verheißenes Land ein zu nehmen (vgl. Eph 6,12).

 

Solche Zeiten sind der Härtetest im Leben eines Christen. Gott lässt dies in unsrem Leben zu, nicht damit wir zerbrechen, sondern veredelt werden (vgl. 1.Petr 1,6ff.). Ich will anhand des Beispiels eines Leiters drei Wesenszüge seiner Persönlichkeit aufzeigen, die für ein wirkmächtiges Leben als Christ grundlegend sind. Dieser Leiter hat wohl wie kein zweiter im Dienst Frucht gebracht. Dabei ist das Erstaunliche, dass er selbst während seines Lebens nur den kleinsten Teil dieser Frucht gesehen hat. Auch konnte er wohl nicht erahnen, welche Auswirkungen sein Leben in der Geschichte haben würde. Dieser Mann wurde verleumdet, erlebte Mangel, war verachtet, er wurde geschlagen und ins Gefängnis geworfen. Schlussendlich wurde er um seines Glaubens willen hingerichtet. Dieser Mann heißt: Paulus!

 

Paulus schreibt in 2.Kor 5,14-20 folgende Zeilen:

 

14 ´Bei allem` ist das, was uns antreibt, die Liebe von Christus. Wir sind nämlich überzeugt: Wenn einer für alle gestorben ist, dann sind alle gestorben. 15 Und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, die leben, nicht länger für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und zu neuem Leben erweckt worden ist. (...V.16-17) 18 Das alles ist Gottes Werk. Er hat uns durch Christus mit sich selbst versöhnt und hat uns den Dienst der Versöhnung übertragen. 19 Ja, in ´der Person von` Christus hat Gott die Welt mit sich versöhnt, sodass er den Menschen ihre Verfehlungen nicht anrechnet; und uns hat er die Aufgabe anvertraut, diese Versöhnungsbotschaft zu verkünden. 20 Deshalb treten wir im Auftrag von Christus als seine Gesandten auf; Gott selbst ist es, der die Menschen durch uns ´zur Umkehr` ruft. Wir bitten im Namen von Christus: Nehmt die Versöhnung an, die Gott euch anbietet! (NGÜ)

 

Die Wesenszüge, welche aus diesem Text ersichtlich werden, sind: Leidenschaftliche Liebe – Vision für die Ernte – und Treue im Dienst. Diese Merkmale des Paulus sind mit Grund dafür, dass sein Leben solche erstaunliche Auswirkungen hatte.

Erster Wesenszug: Leidenschaftliche Liebe

Bei allem ist das, was uns antreibt, die Liebe von Christus.“ Liebe charakterisiert das Leben und den Dienst des Paulus. Er war erfüllt von einer leidenschaftlichen Liebe zu Jesus. Der Grund dafür liegt sicherlich in seiner eigenen Biographie (Apg. 9). Er hat die Liebe Gottes existentiell erfahren. Er wusste: „Ich hab gegen Gott gelebt, ich war ein Feind Gottes, aber GOTTES LIEBE ist größer als meine Schuld und mein Versagen!“ Diese existentielle Erfahrung der Liebe Gottes, verändert alles!

So schreibt Paulus auch hier: „ich bin gefangengenommen, ergriffen worden von der Liebe Christi“. Dies ist kein dogmatischer Glaubenssatz. Dies ist die transformierende Kraft Gottes, die eine neue Lebensrealität schafft (Röm 5,5).


Wer von der Liebe Gottes ergriffen wurde, hat eine neue Sicht über sich selbst. Liebe bestimmt und durchdringt die Identität eines Christen. Durch die existentielle Erfahrung der Erlösung wird die Liebe Gottes zum Maßstab für das eigene Leben. Hierdurch weiß ich:

 

·      Ich bin von Gott angenommen, bin in seiner Liebe geborgen. Ein wunderbares Beispiel dafür ist die Geschichte vom verlorenen Sohn (Lk 15,11ff.). Es ist die Geschichte des liebenden Vaters, der bedingungslos liebt. Dieses Bild geht tiefer als Worte es beschreiben könnten. Es ist ein Bild der Wiederherstellung und Geborgenheit aufgrund dieser bedingungslosen Liebe.

 

·      Ich bin unbeschreiblich wertvoll in Gottes Augen. Das bedingungslose JA Gottes zu mir ist Grundlage und Quelle meiner Existenz. Die Liebe Gottes kann ich mir nie durch meine Leistung erarbeiten, sie ist mir geschenkt: Ich bin geliebt! Daher ruft auch der Geist Gottes in mir sein göttliches: „Abba Vater!“ (Gal 4,6).

 

·      Allein die Liebe Gottes bestimmt und prüft die Motive meines Handelns. Denn wer Gott erkannt hat, weiß, wer der wahre Gott ist. „Gott ist Liebe und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm!“ (1.Joh 4,16).


Die entscheidende Frage in der Nachfolge ist: Was treibt mich? Wir sollten uns diese Frage immer wieder mal stellen! Denn das einzige Fundament, welches in den Erschütterung des Lebens trägt, ist die Liebe Gottes zu uns. Das einzige Motiv in unserem Handeln, wodurch wir letztendlich fruchtbar sind, ist die Liebe Gottes durch uns. Wenn ich aber nicht in der Liebe Gottes gegründet und verwurzelt bin, kann ich auf die Länge nichts Bleibendes bewirken. Dann besteht die Gefahr, dass ich zerbreche, ausbrenne, an mir und dem Glauben verzweifle. Wir können unsere erste Liebe zu Jesus verlieren (vgl. Off 2,4). Wenn dies so ist, dann sollten wir umkehren, vor Gott wahr werden und uns neu von der Liebe Gottes erfüllen lassen. Was treibt dich?

 

Wenn die Liebe Christi mich bestimmt und treibt, dann führt mich dies zu einer Vision für Gottes Erntefeld. Dies ist der zweite Wesenszug, welcher im Leben des Paulus sichtbar wird.

Zweiter Wesenszug: Vision für die Ernte

Wenn ein Leiter etwas bewegen will, dann muss er ein Visionär sein! Doch was ist eine Vision? Eine Vision ist ein „geistliches“ von Gott geschenktes Bild im Herzen eines Menschen. Dieses Bild geht über die „natürliche“ Sicht der Dinge hinausgeht.

Wohin wird uns die Liebe Christi treiben? Die Antwort ist einfach: Zu den Menschen! Paulus schreibt: „ Deshalb treten wir im Auftrag von Christus als seine Gesandten auf; Gott selbst ist es, der die Menschen durch uns ´zur Umkehr` ruft. Wir bitten im Namen von Christus: Nehmt die Versöhnung an, die Gott euch anbietet!“ Paulus wusste sich zum apostolischen Dienst berufen, diese seine Berufung gründet in der Liebe Gottes.

 

Die Liebe Christi öffnet uns die Augen und gibt uns eine „geistliche“ Sicht für die Ernte! Durch die Liebe Christi beginnen wir die Menschen, denen wir dienen, mit Gottes Augen zu sehen. Von Jesus wird berichtet: „36 Als er die Scharen von Menschen sah, ergriff ihn tiefes Mitgefühl; denn sie waren erschöpft und hilflos wie Schafe, die keinen Hirten haben. 37 Da sagte er zu seinen Jüngern: »Die Ernte ist groß, doch es sind nur wenig Arbeiter da. 38 Bittet deshalb den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter auf sein Erntefeld schickt!«“ (Mt 9,36-38 / NGÜ).


Aus dieser Begebenheit wird ersichtlich, dass allein die Liebe uns die Augen öffnen kann:

 

·      Jesus sah die Menschen! Er ging nicht einfach an ihnen vorüber. Er sah hinter ihre Fassaden. Er sah tiefer! „Erschöpft, und hilflos, wie Schafe ohne Hirten!“, so waren die Menschen damals und so sind sie es heute.

 

·      Jesus Herz blieb dabei nicht kalt! Er wurde innerlich bewegt, wörtlich übersetzt heißt es: es drehte ihm die Eingeweide um. Dies zeigt tiefe Ergriffenheit.

 

·      Wenn wir mit Gottes Augen die Ernte sehen wollen, dann brauchen wir solch ein Herz der Liebe für die Menschen. Wer die Menschen nicht liebt, kann ihnen nicht dienen!


Nur durch die Liebe Gottes empfangen wir unsere „göttliche“ Berufung. Gott öffnet uns die Augen, er öffnet uns das Herz und füllt uns mit einem tiefen Verlangen den Menschen zu dienen! Als ich mit 24 Jahren zum Glauben kam, hat Gott mich mit seiner Liebe tief berührt. Ich kam aus der Finsternis und war überwältigt von der Gnade und Barmherzigkeit Gottes (vgl. Gott erlebt). Zwei Wochen nach meiner Bekehrung kniete ich mich vor meinem Bett nieder und betete: „HERR ich will dir dienen, ich will dir nachfolgen, egal wohin du mich führst!“ Ich wusste nicht, welche Pläne Gott mit meinem Leben verfolgt. Aber ich war Ergriffen von der Liebe Christi zu mir und wollte den Menschen dienen. Allein diese Liebe lässt uns zu Gesandten an Christi statt werden.

 

Gott sendet uns als seine Botschafter zu den Menschen! Die Liebe Gottes, die du und ich empfangen haben, ist eine Liebe, die allen Menschen gilt (1.Tim 2,3f.). Diese Liebe verändert das Leben, gibt Sinn und Zuversicht. Die Gemeinde verkündet die Botschaft der Versöhnung in Wort und Tat. Die einzelnen Berufungen und Dienste mögen sich unterscheiden, doch gründen sie alle in der erfahrenen Liebe Christi. Hierdurch wird jeder Christ und die Gemeinde als Ganzes zu einem Spiegel der Liebe und Güte Gottes in dieser Welt.

Im Härtetest der Nachfolge können wir auch im Dienst für Gott müde werden. Paulus spricht sogar davon, dass er nahe daran war zu verzweifeln (2.Kor 1,8). Auch ich war schon dienstmüde. Alles fühlte sich schwer an, ich hatte die Vision verloren und fragte mich: „Wozu das alles?“ Gott erinnert mich dann jeweils an mein Gebet zurück. Der Herr stellt mir dann die Frage: „Marcel wie steht es heute? Willst du mir immer noch dienen?“ Meine Antwort ist: „JA, HERR das will ich!“

 

Es kann sein, dass wir im Härtetest der Nachfolge an unsere Grenzen kommen. Hier stellt sich die Frage: „Will ich Jesus weiter dienen?“ Was ist deine Antwort auf diese Frage? Eines darfst du wissen, selbst wenn du die Orientierung verloren hast, behält Gott den Überblick. Wenn du dich vertrauensvoll in seine Hände legst, wird er dich ans Ziel führen. Solche Zeiten sind Wüstenerfahrungen. Mir scheint es, dass Gott jeden seiner Diener/innen auch durch die Wüste führt! Denn daraus erwächst der dritte Wesenszug, der für bleibende Frucht unerlässlich ist: Treue!

Dritter Wesenszug: Treue im Dienst

Treue im Dienst war ein wesentliches Merkmal von Paulus. Er war kein geistliches Luftkissenboot, welches die Erde nicht berührte. Er wusste, dass Nachfolge das Recht auf Selbstbestimmung kostet. Über die Bedeutung des Kreuzes Christi schreibt Paulus: „Und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, die leben, nicht länger für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und zu neuem Leben erweckt worden ist.“

Dies zeigt, was wahre Liebe zu Gott bedeutet. Wahre Liebe verschenkt sich und das Gütesiegel der wahren Liebe ist Treue. Paulus lebte nicht mehr für sich selbst, sondern für den HERRN (Gal 2,20). Nachfolge war für Paulus kein leeres Gerede, sondern durchlebte Wirklichkeit. Auch davon berichtet er im 2.Korintherbrief (2.Kor 11,23-29). Dies hat ihn im Wesentlichen von den falschen Aposteln unterschieden (vgl. 2.Kor 11,5ff.).    


Gott sucht treue Menschen und im Härtetest der Nachfolge, wird gerade auch unsere Treue geprüft.

 

·      Wenn wir Christus gegenüber treu sind, dulden wir keine anderen Götter neben ihm. Dann sind wir radikal im Umgang mit Sünde in unserem Leben und stellen Gottes Reich ins Zentrum unseres Strebens (Mt 6,33).

 

·      Wenn wir Christus gegenüber treu sind, halten wir uns an sein Wort (Joh 8,31). In Liebe zu den Menschen bezeugen wir dieses Wort kompromisslos auch in unserer Zeit (2.Tim 2,15).

 

·      Wenn wir Christus gegenüber treu sind, dann sind wir auch treu im Dienst, den er uns anvertraut hat (Kol 4,17; Apg 20,28). Dann gehen wir auch durch die Wüste, um zur Ehre Gottes zu leben.


Wahre Liebe ist immer umkämpft. Die Treue allein lässt die Liebe zu Reife gelangen. Genau das ist es, was Gott mit unserem Leben beabsichtigt. Gott geht es nicht erstrangig darum, dass du oder ich einen großen Dienst haben. Sondern es geht ihm darum, dass Christus in uns Gestalt gewinnt. Sein Wesen soll durch uns sichtbar werden.

Wie steht es nun mit der Treue zu Christus, zu seinem Wort und zu dem dir anvertrauten Dienst? Immer wieder habe ich im eigenen Leben hierin versagt. War zu wenig radikal, zu wenig entschieden, zu wenig mutig, hab Zweifeln Raum gegeben ... Aber Gott kennt uns und weiß, wie schwach wir sind. Dabei ging es mir wie Petrus: „HERR du weißt doch, dass ich dich liebe!“ (Joh 21,15ff.). Die Wahrheit ist: Weil GOTT treu ist, werden du und ich das Ziel erreichen. So dienen selbst die Brüche in unserem Leben dazu, dass Gott sich darin verherrlichen wird. Entscheidend ist nur, dass wir bereit sind, uns in seine Arme zu begeben und uns von IHM formen zu lassen. Weil Gott treu ist, können wir in der Liebe zu Gott und den Menschen reifen.

 

Mir scheint, das Väter und Mütter in Christus "Mangelware" sind. Die Instantgesellschaft bringt Instantchristen hervor. Da ist oft mehr Schein als Sein. Doch auch in unserer Zeit rüstet Gott seine Diener zu. Er formt sie und dies geschieht oft durch schwere Zeiten. Wenn du dich mitten in solch einer Zeit befindest, verlier nicht den Mut, Gott ist bei dir! Selbst wenn du nicht mehr an dich glaubst, Gott hat dich nicht aufgegeben. Gottes Vision über deinem Leben ist immer größer als deine eigene. Vertrau dem HERRN: ER führt dich ans Ziel!

 

Was war das Geheimnis im Leben von Paulus? Warum war sein Leben so wirkungsvoll? Warum ist er im Härtetest des Dienstes nicht zerbrochen? Die Antwort scheint mir nicht all zu schwer zu sein. Es ging ihm um Christus und um Christus allein. Er liebte Gott und liebte die Menschen, denen er diente. In Treue übte er den Dienst, den Gott ihm anvertraut hat, bis zum Ende aus.

Allein diese drei Wesensmerkmale im Leben des Paulus zeigen, dass es um Formungsprozesse geht. Nur das, was Gott in dir formt, kann er durch dich wirken. Ein Mensch hat nur so viel Prägekraft, wie er selbst von Gott in der Nachfolge geprägt wurde. Möge Gott in unserer Zeit viele Frauen und Männer schenken, die durch ihren Dienst göttliche Prägekraft entfalten. Möge Gott es schenken, dass du und ich solche Menschen sind.

 

Der HERR segne dich.

 

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© Marcel Locher


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