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Was ist Wahrheit

„Das Absolute hat keinen Ort im Relativen.“ Diesen Satz von Gerhard Ebeling habe ich heute gelesen und er blieb hängen. In all der kritischen Reflexion und dem Fragen nach dem, was wahr ist, kommen wir schnell dahin, zu erkennen, dass es schwierig wird von einer absoluten Wahrheit zu sprechen. Ist es doch so, dass wir alles durch unsere „Brille“ sehen und interpretieren. Alles ist damit subjektiv gefärbt und in diesem Sinne auch nur „relativ“ wahr. Die Interpretation von Fakten ist immer auch subjektive Deutung von Fakten und somit nicht die Wahrheit an sich, sondern bestenfalls mein Blick auf die Wahrheit mit der Gefahr, dass ich dennoch falsch liegen könnte.

Wenn dieses Bewusstsein jetzt aber zu einer weltanschaulichen Überzeugung wird, welche Wahrheit im absoluten Sinne verneint, dann hat das Absolute keinen Ort mehr in dieser Welt. Ist aber diese Schlussfolgerung nicht ebenfalls absolut? Denn hierbei wird das Relative meiner Erkenntnisfähigkeit absolut gesetzt und hierin das Absolute an sich verneint. Ist es denn wahr, dass es absolute Wahrheit, Liebe, Gerechtigkeit … nicht gibt? 

Erkenntnis ist Stückwerk

Dass unsere Erkenntnis Stückwerk und somit auch unsere Erkenntnisfähigkeit begrenzt ist, war auch den ersten Christen bewusst (vgl. 1.Kor 13,9). Dennoch bezeugten sie Jesus Christus in der Kraft des Heiligen Geistes als ERLÖSER und HERR. Sie bekannten: „Es gibt keinen anderen Weg, um gerettet zu werden!“ (vgl. Apg 4,12). Dieses Bekenntnis ist ganz schön absolut, entspricht aber der Selbstaussage Jesu: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich“ (Joh 14,6). Die Wahrheit, der Weg und das Leben ist eine Person: JESUS CHRISTUS!

Emil Brunner hat ein Buch mit dem Titel: „Wahrheit als Begegnung“, geschrieben. Der Titel dieses Buches, bringt es auf den Punkt. Erkenntnis der Wahrheit, der Liebe, der Gerechtigkeit … Gottes ereignet sich in der Begegnung mit dem, der die Wahrheit, der Weg und das Leben ist: JESUS CHRISTUS! 

Durch Begegnung erkennen

„Das Absolute hat keinen Ort im Relativen“, ja dachte ich mir, das war wohl immer schon so! „ER kam in das SEINE, und die SEINEN nahmen ihn nicht an.“ (Joh 1,11). Es geht in erster Linie nicht darum, über das Vorhandensein von absoluter Wahrheit zu debattieren. Denn hierbei muss es bei jedem selbstreflektierten Menschen, dessen Denken und Existenz im Diesseits gefangen ist, zur skeptischen Frage kommen: „Was ist Wahrheit?“ (Joh 18,38).

Entscheidend ist, dass wir Jesus Christus begegnen. Entscheidend ist, dass ER in uns Raum findet. Wenn dies geschieht, erkennen wir IHN (vgl. Lk 24,13ff.) und hierin seine Bedeutung für uns und diese Welt (vgl. Joh 3,16). Dies ist auch die einzige Grundlage und Quelle um IHN in einer Welt zu bezeugen, welche die Orientierung in Gott und Gott selbst verloren hat.